Janine Berg-Peer/ April 17, 2013/ Alle Artikel/ 0Kommentare

03_ForschungErhebung von Risikofaktoren für Suizid

Neun von 10 Personen, die Suizid begehen, sind zur Zeit der Tat an einer psychischen Krankheit erkrankt und 2/3 von diesen leiden an einer Depression. Nur 1/4 derjenigen, die von eigener Hand sterben, waren in Kontakt mit psychiatrischen Institutionen zur Zeit ihres Todes.  20% derjenigen, die gestorben sind, hatten in der Woche vor ihrem Tod Kontakt zu ihrem Arzt (Psychiater oder Hausarzt), was darauf hinweist, welche wichtige Rolle eine gute psychiatrische Versorgung für die Suizidprävention spielen kann.  Es ist eine enorm wichtige Aufgabe für die medizinische Versorgung, diejenigen Personen zu identifizieren, bei denen eine Gefährdung besteht.

Welche Risikofaktoren für Suizid gibt es?

Wissenschaftler/innen des Center for Suicide Research an der Universität von Oxford haben eine Studie erstellt und systematisch die Risikofaktoren erhoben: Selbstmordgefährdung liegt signifikant höher bei Männern. Keine Korrelation ergab sich mit Ehestatus, dem Alleinleben, Kindern oder beruflicher Beschäftigung. Die Risiken waren höher, wenn es eine familiäre Vorgeschichte mit psychischen Erkrankungen gibt. Ebenfalls einen Zusammenhang ergab sich mit einer Vorgeschichte von Suizidversuchen oder anderen Formen der Selbstverletzung; in diesen Fällen muss mit einer erhöhten Suizidgefahr gerechnet werden. Schwere depressive Zustände bedeuten eher Risikofaktoren für Suizid, nicht jedoch psychotische Phasen. Ein erhöhtes Suizidrisiko geht von einem aktuellen Substanzmissbrauch aus  (Alkohol, Drogen). Ebenfalls erhöht wird die Suizidgefahr durch eine AXIS II-Erkrankung ( Persönlichkeitsstörung). 03_Forschung

Die Wissenschaftler weisen darauf hin, dass die Forschungslage nicht ideal ist aufgrund der nicht immer einheitlichen Vorgehensweise der Untersuchungen, die eine Vergleichbarkeit schwierig macht. Mehr Untersuchungen sind notwendig, um zu genauen Aussagen zu kommen.

Quelle: „Psychiatrist: Update“, Journal of Affective Disorders, May 2013

 

Bildnachweis: © w.r.wagner / pixelio

 

 

 

Über Janine Berg-Peer

Wir bieten monatlich kostenlose Online-Gruppen für Angehörige an. Jeder kann sich anmelden. Termin finden Sie weiter oben im Blog. Alle zwei Monate bieten wir auch englische Online-Gruppen an. Janine: Seit 65 Jahren bin ich Angehörige: Meine Mutter litt an einer bipolaren Erkrankung und meine Tochter erhielt vor 28 Jahren die Blitzdiagnose (zehn Minuten) Schizophrenie. Kurz danach einigten die Profis sich darauf, dass sie an einer bipolaren Erkrankung leidet. Wir hatten gemeinsam schlechte, aber mehr gute Zeiten. Selten sind Menschen mit Krisengefährdung ja immer krank. Henriette: Heute "leide" ich gar nicht mehr an meiner bipolaren Erkrankung. Nein, sie ist nicht weg, aber mir geht es gut mit einer kleinen Dosis an Medikamenten und einem sozialen und sozialpsychiatrischen Netzwerk, das mich stützt. Ich arbeite seit über zehn Jahren als Genesungsbegleiterin, zunächst als ambulante Betreuerin, jetzt seit drei Jahren im Krankenhaus, was mir sehr viel Spaß macht. Dazu gehören auch Workshops mit Polizei, Angehörigen oder auch Pflegeschüler:innen. Gemeinsam unterstützen wir jetzt sei drei Jahren Angehörige. Wir berichten von unseren guten und schlechten Erfahrungen und beraten sie oder geben ihnen Hinweise, die sie übernehmen können oder eben nicht. Ich als Betroffene freue mich schon lange wieder am Leben, an meiner Arbeit, meinen Freund:innen und an meinem Kater Giacometti. Ich lese gern, höre sehr gern Musik und liebe Filme. Janine: Auch ich freue mich trotz allem immer noch am Leben, lese viel, liebe meinen Kater Basquiat, Rosen, Opern und Countertenöre, japanische und koreanische Filme . Gemeinsam schreiben wir an unserem neuen Buch für Angehörige, in dem wir versuchen, ihnen besser verständlich zu machen und warum manche Betroffene tun, was sie tun und wie Angehörige sich Graf einstellen können, um möglichst viele nutzlose Konflikte zu vermeiden. Arbeitstitel bislang: "Mensch Mama, mach Dir nicht ständig Sorgen um mich!"

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