Janine Berg-Peer/ April 21, 2017/ Alle Artikel, Angehörige/ 0Kommentare

Online-Selbsthilfe-Intervention bei Psychosen

Selbsthilfe bei Psychose – sind die Psychologen verrückt geworden

 Wir – die Arbeitsgruppe Klinische Neuropsychologie des UKE Hamburg – beschäftigen uns mit der Entwicklung von neuen Therapieverfahren für Menschen mit psychischen Problemen (z.B. das Metakognitive Training für Psychose (MKT, www.uke.de/mkt). Wir haben in Zusammenarbeit mit der Universität Bern eine ONLINE-SELBSTHILFE-INTERVENTION für Menschen mit Psychose-Erfahrung entwickelt.

http://ww3.unipark.de/uc/evibas_pre

 Beim Ausbruch einer Psychose führt oft kein Weg an einer stationären Therapie vorbei. Nach der Akutbehandlung werden die Betroffenen aber in ihren Alltag entlassen und stehen dort häufig vor großen Problemen. So klagen Betroffene häufig über Schlafproblemen, Depressionen und auch von Schwierigkeiten im Umgang mit anderen Menschen. Unsere Online-Selbsthilfe setzt genau bei solchen „Alltagsproblemen“ an, die auf Dauer die Lebensqualität stark beeinträchtigen.

Online-Selbsthilfe-Intervention bei Psychosen

Online-Intervention bei Psychose – geht das überhaupt?

Wir haben uns für eine Online-Intervention entscheiden, weil die Hürde, ein Internetprogramm anzuklicken, sehr gering ist und Psychotherapie in den Kliniken noch zu selten für Menschen mit Psychose angeboten wird. Die Wirkung solcher begleitenden Internetmaßnahmen (auch ohne direktem Kontakt zu Psychotherapeuten) ist für verschiedene psychische Erkrankungen gut belegt (Johansson & Andersson, 2012; Richards & Richardson, 2012; Saddichha et al., 2014). Trotzdem sind in Deutschland Online-Interventionen leider noch die Ausnahme. Während zum Beispiel in Schweden und England Menschen schnell und unkompliziert Hilfe bei psychischen Erkrankungen bekommen, beschränkt sich in die Online-Hilfe in Deutschland oft auf reine Information über die Erkrankung.

Wir glauben, dass durch unsere Online-Selbsthilfe die Lebensqualität von Menschen mit Psychose nachhaltig verbessert werden kann. Auch die klassische Psychotherapie kann durch Online-Interventionen ergänzt werden. So wird die Rückfallgefahr verringert oder Wartezeiten auf Therapieplätze können überbrückt werden.

Online-Selbsthilfe-Intervention bei Psychosen

Bevor eine neue Intervention vielen Betroffenen zugänglich gemacht werden kann, muss sie erst einer Wirksamkeitsstudie unterzogen werden. Dafür brauchen wir viele Teilnehmer, um danach sicher sagen zu können, wie gut die Online-Selbsthilfe wirkt.

Indem Sie oder Ihre Angehörigen an unserer Studie teilnehmen und den Link teilen, können wir einen solchen Wirksamkeitsnachweis schneller erbringen. Langfristig hoffen wir, damit auch in Deutschland Online-Therapieangebote selbstverständlich werden zu lassen.

Zur unverbindlichen Vorbefragung, um unsere Online-Intervention für Psychose zu testen, folgen Sie bitte diesem Link:

http://ww3.unipark.de/uc/evibas_pre

 Für Rückfragen stehen wir selbstverständlich gern zur Verfügung.

 Herzliche Grüße,

 Nathalie Werkle und Steffen Moritz

Kontakt:

Prof. Dr. Steffen Moritz

Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf

Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie

Arbeitsgruppe Klinische Neuropsychologie

Martinistraße 52

20246 Hamburg (Deutschland)

E-Mail: moritz@uke.de

Homepage: www.clinical-neuropsychology.de


Untersuchung einer internetbasierten Selbsthilfe für Menschen mit PsychoseErfahrung

Sehr geehrte/r Studieninteressent/in,
Vielen Dank, dass Sie sich für unsere Studie zur Untersuchung eines Online-Selbsthilfeprogramms für Menschen mit Psychose-Erfahrung interessieren! Die Maßnahme zielt neben häufigen Symptomen einer Psychose wie Stimmenhören auch auf Selbstwert, Depression und Sinnsuche im Leben. Letztere Themen erfahren in der psychiatrisch-psychologischen Behandlung oft eine untergeordnete Rolle. Die Intervention ist anonym und kostenlos und kann bequem von zuhause durchgeführt werden. Eine Unterstützung mit apps (sofern Sie dies wünschen) ist möglich.

Durch Ihre Teilnahme leisten Sie einen Beitrag zur Erforschung von niedrigschwelligen psychologischen Angeboten für Psychose, sodass Betroffenen gezielter geholfen werden kann. Es erwarten Sie nun eine Reihe von Fragebogen. Dabei werden Sie Fragen zu verschiedenen Bereichen Ihres Lebens beantworten.

Prof. Dr. Steffen Moritz
Universitätsklinikum Hamburg‐Eppendorf
Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie
Arbeitsgruppe Klinische Neuropsychologie
Martinistraße 52
20246 Hamburg
Deutschland
Dr. Stefan Westermann, Prof. Dr. Thomas Berger
Universität Bern
Institut für Psychologie
Abteilung Klinische Psychologie und Psychotherapie
Fabrikstrasse 8
3012 Bern
Schweiz


 Es hilft uns allen, wenn wir viele Menschen zur Mitarbeit anregen!!

Über Janine Berg-Peer

Wir bieten monatlich kostenlose Online-Gruppen für Angehörige an. Jeder kann sich anmelden. Termin finden Sie weiter oben im Blog. Alle zwei Monate bieten wir auch englische Online-Gruppen an. Janine: Seit 65 Jahren bin ich Angehörige: Meine Mutter litt an einer bipolaren Erkrankung und meine Tochter erhielt vor 28 Jahren die Blitzdiagnose (zehn Minuten) Schizophrenie. Kurz danach einigten die Profis sich darauf, dass sie an einer bipolaren Erkrankung leidet. Wir hatten gemeinsam schlechte, aber mehr gute Zeiten. Selten sind Menschen mit Krisengefährdung ja immer krank. Henriette: Heute "leide" ich gar nicht mehr an meiner bipolaren Erkrankung. Nein, sie ist nicht weg, aber mir geht es gut mit einer kleinen Dosis an Medikamenten und einem sozialen und sozialpsychiatrischen Netzwerk, das mich stützt. Ich arbeite seit über zehn Jahren als Genesungsbegleiterin, zunächst als ambulante Betreuerin, jetzt seit drei Jahren im Krankenhaus, was mir sehr viel Spaß macht. Dazu gehören auch Workshops mit Polizei, Angehörigen oder auch Pflegeschüler:innen. Gemeinsam unterstützen wir jetzt sei drei Jahren Angehörige. Wir berichten von unseren guten und schlechten Erfahrungen und beraten sie oder geben ihnen Hinweise, die sie übernehmen können oder eben nicht. Ich als Betroffene freue mich schon lange wieder am Leben, an meiner Arbeit, meinen Freund:innen und an meinem Kater Giacometti. Ich lese gern, höre sehr gern Musik und liebe Filme. Janine: Auch ich freue mich trotz allem immer noch am Leben, lese viel, liebe meinen Kater Basquiat, Rosen, Opern und Countertenöre, japanische und koreanische Filme . Gemeinsam schreiben wir an unserem neuen Buch für Angehörige, in dem wir versuchen, ihnen besser verständlich zu machen und warum manche Betroffene tun, was sie tun und wie Angehörige sich Graf einstellen können, um möglichst viele nutzlose Konflikte zu vermeiden. Arbeitstitel bislang: "Mensch Mama, mach Dir nicht ständig Sorgen um mich!"

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